Handwerk hilft und packt an!

Elektroinnung Bergisches Land zur Ersthilfe ins Ahrtal

Zur Ersthilfe ins Ahrtal - das hat die Elektroinnung Bergisches Land umgesetzt und ist mit 30 Elektrikern für zwei Tage vor Ort gewesen.

Der Starkregen und das Hochwasser Mitte Juli haben das Leben vieler Menschen völlig auf den Kopf gestellt. Unbeschreiblich groß ist die Solidarität und hält bis heute an. Sehr viele Handwerker waren im Einsatz – sofort, unkonventionell und bis spät in die Nacht sowie am Wochenende. Die Arbeit und Hilfe hier bei uns in der Region waren enorm und immer wieder haben uns die schlimmen Bilder aus Erftstadt und Ahrtal erschüttert. So auch unseren stellvertretenden Obermeister der Elektroinnung Bergisches Land, Stephan Plaire. Er kontaktierte seinen Vorstandskollegen Henning Backhaus, das gemeinsame Ziel war schnell klar und zusammen mit Obermeister Björn Rose entstand eine starke Idee: Ersthilfe fürs Ahrtal.
Stellvertretend für alle Handwerker, die geholfen haben, haben wir mit Henning Backhaus gesprochen.

Herr Backhaus, Sie waren mit rund 30 Elektrikern einen Monat nach der Katastrophe für zwei Tag im Ahrtal und haben vor Ort Ersthilfe geleistet. Viele kennen die schlimmen Bilder aus dem Fernsehen – Sie waren Mitte August persönlich vor Ort. Das waren sicherlich bleibende Eindrücke.
Henning Backhaus: Das Bild war erschreckend! Das muss man ganz klar sagen. Wenn man von oben ins Tal schaut, sieht man, dass da viel zerstört ist. Wir waren anfangs vor allem in Dernau. Aber da ist einem noch nicht bewusst, wie es unten wirklich aussieht. Da kommt man unten ins Dorf rein und sieht NUR zerstörte Häuser. Man sieht keine intakten Häuser. Die sind alle bis ins Obergeschoss zerstört, völlig geflutet, Fenster zersplittert, Müll überall auf der Straße, überall THW, Feuerwehr, Bundeswehr… Es ist einfach unvorstellbar. Ich habe das erste Mal für mich festgestellt, ich glaube … so stelle ich mir Krieg vor. Das ist eine andere Hausnummer. Hier haben wir Zerstörung innerhalb von Gebäuden gesehen – da geht es darum, Häuser zu retten. Die werden entweder komplett abgerissen oder komplett entkernt.

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Einige wenige Impressionen haben die Elektriker  der Innung vor Ort gesammelt

Fürchterlich! Aber der Reihe nach … nachdem die Idee geboren war, standen Sie im Kontakt mit der Innung und Kreishandwerkerschaft Ahrweiler. Sie waren mit Stephan Plaire vor Ort, haben sich ein Bild gemacht und hatten dann eine Woche, um alles zu organisieren.
Henning Backhaus: Ja genau. Das größte Problem, das wir entdeckt haben: Sie haben zwar Material und auch Spenden, aber das reichte bei weitem nicht aus, für das was da notwendig ist. Die Menge hätte für unsere konzentrierte Aktion nicht ausgereicht. Also haben wir die Großhändler kontaktiert und Material organisiert. Mit Hin- und Hertelefonieren hat das auch geklappt. Der Großhandel hat gespendet und einen kleinen Eigenanteil hat die Innung als Spende übernommen. Wir reden hier über großzügige und unbürokratische Spenden im Wert von insgesamt ca. 10.000 €.

Beeindruckend! Genauso die ehrenamtliche Arbeit Ihrer Truppe vor Ort.
Henning Backhaus: Es war eine absolute Ersthilfe. Wir haben Sicherungen, Schutzschalter, ein paar Steckdosen montiert. Aber wir mussten die Anlagen erst einmal von Schlamm und Wasser befreien. Die Betroffenen hatten zwar alle Strom, aber über Generatoren mit Diesel. Es hat gestunken, es war dreckig, laut. Doch mit dem Strom kam für die Menschen der nächste Schritt. Es passierte wieder etwas! Und das gab den Menschen vor Ort Hoffnung. Wir haben ja nicht nur geholfen, sondern auch mit den Menschen geredet. Ich möchte nicht sagen, dass die Menschen vor Ort teilweise apathisch waren, aber sie hatten doch einen gewissen Tunnelblick. „Wir machen jetzt, wir funktionieren.“ Aber die Zukunft ist noch weit entfernt.

Henning Backhaus vor Ort im Ahrtal

Sehr emotional – sowohl für die Betroffenen als auch für die Helfenden!
Henning Backhaus: Die Leute sind wirklich emotional am Anschlag da. Daher war es gut, dass wir gefragt haben: Dürfen wir helfen? Ja. Gut, dann ging es im Haushalt los, ohne mit den Leuten lange Details zu besprechen. Wir hatten ja alles mit und Kosten entstanden keine. Wer reden wollte, tat das. Die Anwohner haben uns unglaubliche Stories erzählt, die sie erlebt haben. Ob es Menschen waren, die vorbeitrieben und nie wieder gefunden wurden. Oder wie sie es erlebt haben, dass sie auf dem Dach gesessen haben. Das hat einen am meisten bewegt.

Wie haben Sie entschieden, wo angefangen wird? Es brauchen ja alle Hilfe.
Henning Backhaus: Erst einmal möchte ich sagen, wie toll es ist, dass wir so Viele waren. Das war klasse. Direkt am Freitagmorgen waren 20 Leute da. Die Betriebe unserer Innung haben sich innerhalb der einen Woche Vorlauf den kompletten Freitag freigeschaufelt. Termine weggeschoben und gesagt: Wir kommen! Klasse!
Wir haben eine Straßenliste bekommen, wo vermutlich was zu tun ist. Und die sind wir dann abgelaufen und haben das unter uns verteilt. Und gefühlt haben wir das erste Mal auf die Uhr geguckt, da hatten wir schon 18 Uhr.

Können Sie sagen, wie vielen Menschen und Haushalten Sie an den beiden Tagen geholfen haben?
Henning Backhaus: Wir haben tatsächlich Protokoll geführt über alles, was wir getan haben, und konnten im Nachgang festhalten, dass wir über 100 Wohneinheiten geholfen haben. Da kann ich nur sagen „Hut ab, dass die Jungs so viel geschafft haben!“

Da können wir uns nur anschließen: Das verdient größte Anerkennung!


Beteiligte Elektro-Innungsbetriebe und deren Mitarbeiter:
Elektrotechnik Plaire aus Rösrath, Elektro Sweeney aus Rösrath, Elektrotechnik Bayer aus Overath, Elektro Bornhöft aus Bergisch Gladbach, ELTAK Elektrotechnik aus Bergisch Gladbach, Elektrotechnik Junge aus Bergisch Gladbach, Elektro Pütz aus Kürten, Elektrotechnik Laue aus Wermelskirchen, Elektro Schatto aus Leverkusen, Elektro Völker aus Leverkusen, Elektro Schöneweis aus Köln und Elektro Jünger aus Gummersbach

Sponsoren: Großhändler Sonepar, Yesss und Holzmann

Die Kreishandwerkerschaft Bergisches Land dankt den Helfern und Sponsoren der Ersthilfe-Aktion der Elektroinnung Bergisches Land und auch allen anderen, die beruflich und privat an der Seite der Opfer stehen!

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